Volksbühne am Rudolfplatz "Schlüssel zur Kultur" und mehr!

Interview mit Gerlando Alfeo: Presse und Öffentlichkeitsarbeit in der Volksbühne am Rudolfplatz, Köln

ETD: Wie heißen Sie?

Gilly: Mein bürgerlicher Name lautet „Gerlando Alfeo", das ist Italienisch, aber man nennt mich Gilly, also das ist schon seit der Schulzeit so, und man schreibt es mit G, was wiederrum ein weiblicher Vorname ist!

ETD: Der Name ist schon schön!

Gilly: Ja, eben! Ich habe da als halb Italiener kein Problem mit, weil die Italiener, die Männer, haben auch Namen wie Andrea oder Simone, das kennt man ja da, das Gender übergreifende ist also für mich überhaupt kein Problem. Und mit dem Namen Gilly, weil das mein Spitzname war, schon seit der Kindheit, ist es auch mein Künstlername womit ich auf der Bühne stehe.

ETD: Kommen Sie aus Köln?

Gilly: Ursprünglich nicht, Ich komme aus dem Ruhrpott. Ich lebe seit 2000 (exakt!) in Köln. Meine Kinder sind hier angeboren, also ich fühle mich als Kölner. Ich habe 4 Jahre hier in Köln studiert. Ich habe auch in Holland gewohnt, also als ich 18 war, bin da weg, also gar nicht mehr zu Hause.

ETD: Und was machen Sie beruflich?

Gilly: Ich bin Schauspieler und seit über 20 Jahren, seit 1999, gehöre ich fest zum Ensemble des Springmaus Improvisationstheaters, und ich bin immer noch für das Springmaus Improvisationstheater tätig.

Hier in der Volksbühne habe ich auch schon als Springmaus gespielt, darüber hinaus mit dem Impro Musical, was wir hier machen, was auch mit der Springmaus zu tun hat, aber keine Springmaus Produktion war. Hier haben wir auch gespielt und dadurch ist ein enger Kontakt zur Volksbühne entstanden. Weil ich eben für unser Impro-Musical auch schon die ganze Arbeit im Hintergrund gemacht habe, also viel von der Presse Arbeit, oder Fotobearbeitung und solche Geschichten. Als dann letzten Oktober die Angela Krumpholz relativ schnell und plötzlich zur Oper gegangen ist, wo Sie einen Job bekommen hat, hat man mich gefragt, ob ich Interesse hätte, hier mit einzusteigen und mit zu arbeiten. Was mir als Bühnenkünstler natürlich sehr geholfen hat, zumindest einen Sockel, also ein Einkommen zu haben. Ich habe nämlich 3 Kinder (laughter!)

ETD: Sehr praktisch! Sehr gut!

Gilly: Wie sich aber jetzt gerade eben herausstellt, wird die Zusammenarbeit wohl länger anhalten, das hat jetzt nicht nur mit Corona zu tun, sondern es macht mir auch sehr viel Spaß! Ich mag die Leute, die Menschen, hier sehr, und ich werde mich langfristig noch am Theater engagieren. Und sicherlich auch auf der Bühne. Da gibt es noch das ein oder andere noch mitzugestalten. Das ist zumindest der Plan oder die Idee, wie ich den Job hier interpretiere. Das heißt, ich mache einmal die nötige (ihr kennt das!) Presse und Öffentlichkeitsarbeit aber darüber hinaus bin ich jetzt auch ein bisschen als Kreativer hier eingestellt worden. Wir machen alle einen super Handwerklichen Job, aber es gab nie ein, der ein bisschen „outside the box“ denkt oder mal das ganze von der Kreativen Seite angeht.

ETD: das ist schon sehr wichtig!

Gilly: Ja, genau, und das hat man erkannt, und mich auch so dafür jetzt hier engagiert.

ETD: Ach schön! Das freut uns! Und haben Sie hier ein festes Ensemble, also Schauspieler, die hier fest angestellt sind?

Gilly: Nee, die Volksbühne am Rudolfplatz ist eine reine Gastspiel Stätte! Früher gab es ja einen fließenden Übergang, bis ungefähr zum Jahr 2015. Da war das hier ja das Millowitsch Theater, wo es dann auch einen Übergabe Prozess gab, wo auch Peter Millowitsch mit seiner Produktion quasi nur noch die hälfte des Jahres, das bespielt hat, und die andere Hälfte wurde dann mit Gastspiel gefüllt. Wo der Axel Molinski, der für die Disposition und die Gastspiele zuständig ist, auch das Programm gestaltet hat. Das ist über ein paar Jahre so gewesen und da war aber schon klar, dass Peter Millowitsch sich so langsam zurückzieht. Das wurde dann sogar nochmal, glaube ich, sogar noch vorgezogen, der Schluss Termin. Weil das ist ja auch ein schwieriger Prozess ist, wenn man eh weiß, es hört auf, also irgendwann war das ein ganz organischer Schluss. Ich weiß es nicht genau wann… ich meine das war 2018, dass er das letzte Mal hier gespielt hat. Seitdem finden hier im Haus Gastspiele statt. Das heißt, es gibt kein Ensemble, das irgendwas erarbeitet oder erprobt. Natürlich wird manchmal etwas in dem Saal geprobt, z.b Generalprobe oder solche Dinge, weil hier auch Premiere stattfinden, aber eben gibt es kein festes Hausensemble.

Letztes Jahr im Oktober hatte „Himmel und Kölle“ das neue Köln Musical Premiere, die haben natürlich auch hier vorher noch viel gearbeitet, und es war der Plan, dass die hier auch viel spielen. Das ist jetzt nicht stattgefunden, durch Corona, ist ja klar. Ich würde nicht so weit gehen, das als Hausensemble zu bezeichnen, das ist ja auch eine externe Produktionsfirma, die das hier macht. Aber sie hätten hier so viel gespielt, dass man das schon fast so hätte wahrnehmen können. Die hätten jetzt bis in den Februar hinein Termine, und klar werden sie ihre Produktion noch hier aufführen. Und daneben wird’s aber immer noch alles Mögliche geben, zum Beispiel die Mausefalle/The Mousetrap wäre auch hier gewesen, da hätte es auch (laughter and crying at the same time!) einige Termine gegeben… Es ist natürlich traurig, dass es nicht mehr stattfinden kann. Wir sind hier auch inhaltlich sehr breit aufgestellt. Es gibt immer Vorteile und Nachteile. Manche anderen Sachen, man weiß nicht was man bekommt, wenn man in die Volksbühne geht. Auf der anderen Seite ist für alle was dabei: Konzerte, Kabarett, Theater und Musical eben auch.

ETD: Eine gute Mischung!

Gilly: Ja, schön wenn man das so sieht!

ETD: Sie haben Peter Millowitsch genannt, wir kennen ihn auch aus der Komödie, Düsseldorf, gibt es überhaupt noch eine Verbindung mit Peter Millowitsch und dem Theater hier?

Gilly: Nee, also inzwischen gibt es so gut wie gar keinen mehr. Es gab aber Stücke wie „Opa wird Verkauft“ die hier gespielt wurden, das Stück ist dann aber wie ein normales Gastspiel, wie alle andere hier im Haus behandelt worden. Er hat ansonsten nichts damit zu tun. Es war auch ein Prozess, der, glaube ich, für Ihn nicht so einfach war, zumindest ich jetzt aus der Distanz nehme das so wahr, weil die Familie Millowitsch ganz klar nicht wollte, dass das Theater weiter Millowitsch Theater heißt.

ETD: Und warum nicht? Also es ist was anderes, was Neues?

Gilly: Ja, genau, also sie wollten, dass nicht. Also es hat Vorteile und Nachteile, Ich meine einerseits ist es gut zu wissen, da ist jetzt was Neues, was anderes. Auf der anderen Seite ist der Name natürlich so bekannt und etabliert, dass es sicherlich auch wirtschaftlich Vorteile gehabt hätte, wenn man den Namen weiter hätte verwenden dürfen. Aber das war ganz klar, das Signal „das wollen wir nicht“. Und weil die Volksbühne e.V, das ist ein Verein, der Anfang des Zwanzigsten Jahrhundert aus der sozial Demokratie heraus entstanden, Theater für das Volk, zu produzieren, deswegen ist das dann der Name „Volksbühne“ so zu sagen, weil das die freie Volksbühne, so heißt, der Verein, und so wurde das übertragen auf den Namen des Theaters, „die Volksbühne“, und dann eben „am Rudolfplatz“ damit es auch nicht verwechselt wird, mit der Volksbühne in Berlin zum Beispiel.

ETD: Für uns als English Theatre Düsseldorf wollen wir natürlich wissen, ist es was neues, spannendes englisches Theater hier auf die Bühne zu bringen? Was bedeutet das für die Volksbühne?

Gilly: Ich glaube was ja sowieso besonders war, ist das dieses Stück in zwei Sprachen gespielt werden soll (The Mousetrap / Die Mausefalle) Ich hatte mir schon ein paar Gedanken gemacht, mit der Werbung, dass wir ein paar lustige Clips aufnehmen könnten, wo dann halt die Schauspieler und die Sprache wechseln! Und dann sieht man die Deutsch Inszenierung in Englischer Sprache und vice-versa, und da habe ich schon gedacht, das wäre schon eine super Werbung! Das ist ja jetzt mein Job hier, so mit zu denken. Vielleicht machen wir das mit Euch im Sommer!

ETD: Sehr gerne! Eine großartige Idee, da würden wir uns sehr freuen.

Gilly: Ansonsten war The Mousetrap auf Englisch schon einmal hier, im Jahr 1987. Das hat es anscheinend schon gegeben, aber ich denke das was ehr eine Ausnahme, das war nicht die Regel hier im Haus.

ETD: Wir kommen jetzt zur Situation mit Corona, wie ist das jetzt, aktuell?

Gilly: Es ist so, dass wir hier nicht so viele feste Mitarbeiter*innen haben, sondern nur einige, und die sind jetzt alle komplett in Kurzarbeit. Durch das Kurzarbeiter Geld ist es halt möglich, unsere Mitarbeit auch hier zu behalten. Es gab auch einige Förderungen, also gab und gibt, ein paar Anträge sind noch unterwegs, sodass wir jetzt erstmal gar nicht so sehr schimpfen wollen. Also wir fühlen uns schon durchaus gut aufgefangen und unterstützt. Wir sind generell gut aufgestellt, wir nutzen die Gelegenheit tatsächlich für Umbauten und Modernisierungen, und der gleichen. Wir haben einiges auffangen können, durch Vermietung für Aufnahmen. Hier wurden einige Stücke aufgenommen, die später dann für das Publikum, gerade vor Weihnachten zum Beispiel, an das Publikum dann von den Künstlern verkauft worden, die Vorstellungen. Wir werden demnächst wieder Kasalla zum Besuch haben, die traditionsgemäß einmal im Jahr hier so eine Riesen Story auf der Bühne bringen und das machen die als Stream. Das wird dann hier aufgezeichnet. Für solche Zwecke wird das Haus dann eben vermietet. […] Zudem versuchen wir alle auch auf einen Teil unseres Gehalts zu verzichten, damit wir unseren Teil zum erhalt des Theaters beitragen können.

ETD: Und was ist mit dem Publikum? Kriegt das Publikum mit, was hier los ist?

Gilly: Teilweise … es spannt sich natürlich sehr schön der Bogen, zu unserer Schlösseraktion. Da haben wir bisher eine sehr positive Resonanz. Wir haben jetzt zum Beispiel gar nicht des Geldes wegen dieser Aktion gestartet. Die Idee, dass man über eine Spende auch ein Schloss aufhängen kann, die ist uns erst später gekommen. Eigentlich war die Idee, dass jeder, der vorbeikommt, der hängt einfach ein Schloss dazu, aus Zuneigung. Dann fiel uns auf, dass die Leute im Moment gar nicht so viel Unterwegs sind! (Laughter!!!) Das ist wie eine Milchmädchenrechnung!

ETD: Aber als wir gerade draußen waren, haben wir 2 Leute, die vorbeigelaufen sind, gesehen und sie haben gestoppt, geguckt, und positiv reagiert! Es ist wirklich eine sehr tolle, auffällige Idee!

Gilly: Das kommt auch gut an, weil es einfach sofort verstanden wird. Das ist glaube ich das eine, diese Konnotation, Assoziation mit diesen Liebeschlössern, die man von der Brücke kennt. Und zum zweiten glaube ich auch, da steckt keine „Jammer“ Message drin, sondern einfach nur diese Zuneigung. Weil das Publikum es so schön findet, machen die Leute gerne mit. Es kommt wirklich sehr gut an und deswegen wird es auch im Kölnischen Stadtmuseum stehen, nach der ganzen Geschichte, wenn das vorbei ist.

ETD: Und die Zukunft… Was kommt jetzt?

Gilly: Wenn die Situation dann irgendwann vorbei ist, ist es so, dass das Kölner Stadtmuseum den Zaun als Exponat, für eine Ausstellung nimmt. Das ist natürlich schön, wenn das so wahrgenommen wird. Wir haben uns hier auch schon darüber unterhalten, dass das absolut wünschenswert und in unserem Sinne ist, wenn es Nachahmer gibt. Also das ist keine exklusive Trademark von uns oder sowas, aber wenn andere sich auch einen Zaun dahinstellen und das dann die gleiche Symbolik hat, haben wir überhaupt nichts dagegen! Auch an Euch! Mach das ruhig!

ETD: Wir haben leider kein eigenes Theater aber wir finden auch, dass der Zaun Deutschland weit, als Theater Symbol eine gute Idee ist! Ihr habt das angefangen, also vielleicht verbreitet es sich!

Gilly: Manche Dinge brauchen ja ein bisschen Zeit. Heute hat die Stadt Köln auf ihrer Webseite schon kommuniziert, dass bis zum 31.03.21 weiterhin ein Spielverbot bestehen bleibt. Damit sind auch Fakten geschaffen, wo auch klar wird, dass der Zaun da noch eine Weile stehen wird. Ich habe schon neue Metallstangen bestellet, weil wir mehr Schnittstellen brauchen! Wir müssen jetzt Platz für euer Schloss finden!!

ETD: (zum Glück gab es schon eine Stelle für uns 😊)

Gilly: Und ich muss sagen, durch die Spenden ist schon ein gutes Sümmchen bei uns angekommen! Es ist toll! Natürlich haben wir viele Kleinspende, aber da war auch die ein oder die andere die dann sagt, „ich spende mal 100€“ oder eine Firma hat gesagt „wir spenden 200€“für ein Schloss, und dann kommt dann am Ende doch ein gutes Sümmchen bei rum. Im Moment hilft jeder Euro!

ETD: Vielen Dank, Gilly, für dieses Interview! Wir wünschen der Volksbühne am Rudolfplatz alles Gute und freuen uns darauf, Sie bald wieder auf der Bühne zu sehen!

Wenn Sie mehr über die Aktion erfahren möchten und wie Sie die Volksbühne unterstützen können, besuchen Sie deren Homepage: http://volksbuehne-rudolfplatz.de/

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